Winter im Heiligen Land

Jetzt sind wir schon seit sechs Monaten in Jerusalem und unser kleines Zwischenfazit lautet: es ist immer noch sehr sehr spannend und interessant, vieles ist immer noch neu, aber einiges auch schon sehr vertraut. Es gibt noch so viel zu entdecken, aber wir haben auch schon sehr viel gesehen und erlebt.

Zur Zeit leben wir unseren Alltag sehr ähnlich wie vorher in Berlin: wir arbeiten in den letzten Wochen beide recht viel und verbringen mehr Zeit am Schreibtisch als draußen in der Stadt oder der Natur. Ein Grund, warum die Fotodichte in diesem Bericht auch eher bescheiden ausfällt.

Unser erster Winter in diesem Land fand, gemessen an unseren deutschen Maßstäben, zwischen dem 7. und 9. Januar statt.

IMG_2142Jana hat uns besucht und durfte die Ausnahmesituatuon „Schnee in Jerusalem“ miterleben.  Für acht Stunden lag ein Hauch!! von Weiß über der Stadt und dem Land und es kam auch sofort zu einem kompletten Ausnahmezustand:

Bei den ersten Flocken, die vom Himmel fielen, wurden die Schulen geschlossen, Shoppingcenter und Läden schlossen mitten am Tag ihre Pforten,  die Straße nach Tel Aviv war zeitweise voll gesperrt und es waren auf den Straßen so gut wie keine Autos zu sehen. Und das alles wegen ein bißchen Schneeregens…..

Wie wir erfuhren, hängen diese ganze „Über“reaktionen mit dem vergangenen Winter zusammen: dort fielen an einem Tag 20 cm Schnee – soviel wie seit 60 Jahren nicht – und es kam in der kompletten Region rund um Jerusalem zum absoluten Verkehrschaos mit Hunderten von Unfällen etc. Dieses Trauma scheint wirklich tief zu sitzen – für uns war es jetzt eher lustig, diese aufgeregten Reaktionen auf das Wetter Anfang Januar zu beobachten.

Eine Woche später lagen die Temperaturen bei knapp 20 Grad!

Gut, dass Jana  nicht nur die Ausnahmesituation miterlebt in der Woche hier sondern auch Wärme in der Wüste und am Meer:IMG_2167IMG_2208

 

 

 

 

 

Und so schwankend geht es zur Zeit auch weiter: Temperaturen zwischen 10 und 23 Grad am Tag und bis 3 Grad in der Nacht – für deutsche Verhältnisse völlig harmlos; für israelische kalt und ungemütlich: die meisten Häuser hier sind überhaupt nicht auf kältere Temperaturen eingestellt; der häufige Wind pfeift durch die schlecht isolierten Fenster der Wohnungen und das Wort „Heizung“ ist hier auch nicht in jedem Haus bekannt.

Noch eine letzte Bemerkung zum Winterwetter: neulich sah es so aus:IMG_0317

 

 

 

 

Und vorgestern haben wir unseren Sandsturm mitten in Jerusalem erlebt. Er war so stark, dass sogar diverse Flüge an dem Tag ausgefallen sind! Spazierengehen mit Toni war nur mit einer schützenden Brille vor den Augen möglich und unsere Terrasse und überhaupt alles draußen ist seitdem von einer feinen Sandschicht bedeckt. Was zuerst ganz lustig aussah -Wüstencharm im Hof- hat sich nach einem Regenschauer in eine ziemliche Sauerei verwandelt und jetzt am Wochenende ist bei uns Terrassen-Putz angesagt 🙂

Aber der Januar war nicht allein von Wetterthemen bestimmt: Leider gab es auch wieder diverse Attacken mit toten und schwerverletzten Menschen;  hier nenne ich jetzt nur einige davon:

Am 21. Januar gab es eine Terrorattacke in einem Bus morgens mitten in Tel Aviv.  Am 27. Januar dann Raketen über den Golanhöhen, so dass sogar Touristen aus dem Hermont evakuiert werden mussten. Daraufhin hat dann die israelische Armee syrische Stellungen beschossen – die Kampfjets haben wir bei uns zu Hause den ganzen späten Abend gehört. Einen Tag später eskalierte die Situation weiter: es gab einen Angriff auf einen Armeekonvoi an der Grenze zum Libanon und wieder Tote.

Und der Wahnsinn geht weiter – mit mehr oder weniger dramatischen Geschichten, eigentlich täglich.

Am 17. März wird hier in Israel eine neue Regierung gewählt. Hoffentlich führen vorher gehaltene Wahlreden nicht zu einer Zuspitzung der Situation. Vor ein paar Tagen hat Netanjahu weitere Ausbauten der Siedlungen im Westjordanland angekündigt – Terrorattacken und die Reaktionen der anderen Seite; Ankündigungen über neue Settlements – das Alles stimmt uns nicht wirklich optimistisch für die Situation bis zur Wahl – wir werden es erleben und davon berichten.

Ich höre jetzt ersteinmal auf zu schreiben und schicke Euch noch ein paar Winterimpressionen.

Bis zum nächsten Mal, shalom, salam und tschö, Heike mit vielen Grüßen auch von Carsten

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