Hallo Zusammen,
nach einigen Wochen Berichtspause möchte ich mich heute, kurz vor dem Abflug nach Deutschland, noch einmal mit ein paar Episoden und Ereignissen aus den letzten Wochen melden.
Es ist viel passiert seit dem letzten Bericht Mitte April.
Wir hatten viele tolle Besuche hier bei uns; von meinen Schwiegereltern über sehr liebe Freunde bis zu Kolja und seiner Freundin, die gerade erst gestern wieder abgereist sind.
Und immer wieder kleine Geschichten aus unserem Leben hier:
Beginnen möchte ich mit dem Holocaust-Gedenktag im April. Ich glaube, ich habe bisher noch nie in meinem Leben einen Moment so voller Demut und auch Dankbarkeit, an diesem Tag hier in Israel sein zu dürfen, erlebt. Um 10 Uhr vormittags, ich war gerade in einer sehr belebten Einkaufsstrasse hier bei uns um die Ecke, hörten alle Menschen im Land zwei Minuten lang die Sirenen. Und das Leben stand für diese zwei Minuten komplett still. Fußgänger verharrten auf der Straße im Gedenken, Autos hielten an und die Menschen standen bewegungslos neben den Autos; in den Restaurants standen die Menschen an ihren Tischen auf. Viele hielten die Hände ineinander zum Gebet, andere hielten die rechte Hand an ihr Herz – ich war so tief bewegt, dass ich Tränen in den Augen hatte und Herzklopfen. Und nach zwei Minuten war es dann wieder vorbei, das Alltagsleben ging weiter und ich ging ergriffen und sehr nachdenklich nach Hause.
Carsten hat übrigens ein neues Stativ – schaut mal:
Die folgenden Bilder haben wir aufgenommen bei einem Ausflug ins Jordantal. Mitten im Westjordanland liegt eine christliche Taufstätte, die von israelischen Soldaten beschützt/bewacht wird. Ihr könnt sehen, wie schmal der Jordan hier ist – das andere Ufer ist bereits Jordanien.
Und nach dieser Fahrt durch die heiße Wüstenlandschaft am Jordan gab es dann ein Essen mit Aussicht – im Kibbuz En Gev am See Genezareth.
Auf jeden Fall ein lohnenswertes Ausflugsziel ist die Stadt Akko ganz im Norden von Israel. Eine ehemalige Stadt der Kreuzritter mit einer beeindruckenden unterirdischen Festungswelt,
einem schönen Hafen und einer sehr lebendigen Altstadt.
Und nun etwas zu Bethlehem, der Stadt mit der Geburtskirche Jesus, nur acht Kilometer von Jerusalem entfernt, aber durch eine hohe Mauer davon getrennt. Wir waren jetzt schon oft in Bethlehem im Westjordanland, aber jedes Mal sehe ich neue Orte und bekomme neue Eindrücke – dieses Mal von der Mauer in der Nähe eines Flüchtlingslagers in Bethlehem, die die Westbank von Jerusalem und die Menschen dort von einem freien Zugang zu Israel abtrennt -seht selbst wie nah Bedrückendes und Fröhliches beieinander liegen können:
Naja, und eigentlich darf es ja keinen Bericht geben ohne einen weiteren Feiertag in Israel 🙂
Am Abend des 6. Mai brannten überall in Jerusalem, in allen Parks und auch direkt an den Straßen, kleine Feuer – Lagerfeuer mit fröhlichen jungen Leuten drumherum. Alleine in unserem kleinen Park um die Ecke mindestens sieben Feuerstätten. Die Erklärung: Am 7. Mai ist schulfrei und ein Feiertag, weil die Israelis den erfolgreichen Aufstand gegen die Römer vor gut zweitausend Jahren feiern.
Wir mussten wirklich schmunzeln, als wir dies erfuhren. Und die Lagerfeuer deshalb, weil sich die Juden damals mit Rauchzeichen von Hügel zu Hügel verständigt haben und so erfolgreich sein konnten.
Und noch ein Fest gab es im Mai – und wir hatten das Vergnügen, es gemeinsam mit Dieter und Andrea aus Berlin in einem Kibbuz feiern zu dürfen; bei der Familie einer Arbeitskollegin von Carsten. Der Feiertag heißt Shavuot und erinnert jedes Jahr an die ersten Früchte des Jahres, die zum Tempel getragen werden. Uns erinnerte es sehr an eine kleine Treckerparade – ein fröhliches einfaches Fest, auf dem alle Traktoren des Kibbuz seit den dreißiger Jahren, aber auch alle Babys, die in diesem Jahr geboren wurden, stolz gezeigt wurden.
Kurz vor Schluss noch eine kleine Anekdote: Carsten und ich haben bei uns zu Hause eine Party für seine KollegInnen gemacht – circa 40 Personen – ein sehr schöner Abend! Beim Einkauf dazu hatten wir in einem riesigen Supermarkt circa 30 Flaschen Wein im Einkaufskorb und an der Kasse sagte man uns, ganz ernst, wir könnten aber nur sechs Flaschen kaufen. Andere Kunden wollten schließlich auch was einkaufen…. Eigentlich schade, dass ich das übervolle, riesige Weinregal nicht fotografiert habe – diese Situation hatte, trotz riesiger Weinvorräte im Markt, fast ein wenig DDR-„Charme“. Nach längerer Diskussion haben wir es dann aber geschafft und konnten unseren Wein zum Auto bringen.
Letzte Woche dann haben wir abends in der Wüste am Toten Meer vor dem Felsen der Festung Masada der Generalprobe der Oper Tosca zusehen können – nachts bei über 30 Grad vor der Kulisse Masadas – das war wirklich unbeschreiblich:
Jetzt verabschiede ich mich bis August – die zweite Junihälfte ist angefüllt mit Arbeit, zum Teil in Deutschland und im Juli machen wir drei Wochen Urlaub – hurra. In diesem Sinne
shalom, marhaba und tschö, Heike