Hanukkah, Weihnachten und die (fast) alltäglichen Konflikte

Hallo Zusammen,

vor gut drei Wochen habe ich hier den letzten kleinen Bericht geschrieben.

Jetzt, so kurz vor Weihnachten, möchte ich den letzten Bericht in  diesem Jahr schreiben. Vergangen sind wieder drei, wahrscheinlich typische,  Wochen  in diesem Land und in dieser Stadt.

Weihnachten ist für uns hier (noch) sehr weit weg. Wenig erinnert uns in Jerusalem an dieses Fest – im christlichen Viertel der Altstadt natürlich schon, aber sonst steht hier in West-Jerusalem gerade Hanukkah, das jüdische Lichterfest, im Mittelpunkt. Überall auf den Straßen stehen die neunarmigen Menoras, die an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem 164 v.Chr. erinnern. Acht Tage dauert dieses Fest! Heute morgen, als ich kurz vor dem Shabbat noch einmal  einkaufen war, wurde auf der Straße ausgelassen gefeiert: Musikgruppen, Clowns, Zauberer – ein fröhliches Treiben inmitten der Shabbat-Einkäufe.

Zeitgleich haben die Palästinenser in der Al-Aksa-Moschee ihr Freitagsgebet abgehalten – bewacht von der israelischen Grenzpolizei.

Und wiederum zeitgleich dazu wird auf dem großen Marktplatz in Bethlehem im Westjordanland (es ist nur 8 Kilometer von Jerusalem entfernt) Weihnachten gefeiert.

IMG_2035 IMG_2033 IMG_2030 IMG_2025 IMG_2014Carsten und ich waren vorletzten Samstag dort und haben das große Fest „Lightning of the Christmas tree“ miterlebt.

 

Mit einer palästinensischen Garde,

 

 

 

fröhlichen Gläubigen aus aller Welt,

 

 

 

einem für unsere Augen recht speziellen Weihnachtsmarkt

 

 

 

 

und jungen Damen in typisch palästinensischen Trachten.

 

 

Der Weihnachtsbaum wurde dieses Jahr geschmückt von Dekorateuren aus Großbritannnien und hat mich, ohne respektlos sein zu wollen, stark an den Weihnachtsbaum im KaDeWe oder im Berliner Hauptbahnhof erinnert.

Wir konnten uns diese Zeremonie von einem gegenüberliegenden Dach anschauen:

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Reden wurden gehalten und Bischhöfe und Chöre betraten die Bühne. Dieses Bild entstand vor dem offiziellen Beginn.

 

Gemeinsam mit dem Reuters-Kamerateam erlebten wir dann den Moment des Baumerleuchtens  ähnlich der Zeremonie am Brandenburger Tor kurz vor Mitternacht Silvester  – mit Countdown und riesigem Feuerwerk.

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Mitten in die feierlichen Momente platzte übrigens dann um 17 Uhr der Muezzin von der gegenüberliegenden Moschee mit seinem Gebet und Gesang  – Allahu Akbar- übertragen per Lautsprecher auf den gesamten Platz. Die christliche Zeremonie wurde  für circa 10 Minuten unterbrochen und dann ging es weiter.

 

 

 

 

 

 

 

Das sah wirklich superschön aus. Der besonders helle Stern links unten war übrigens der volle Mond. Es ist halt nur ein i-Phone-Foto.

 

 

 

 

 

 

 

Weitere berichtenswerte Momente aus den letzten drei Wochen:

Als wir am 5. Dezember nach ein paar Tagen in Deutschland Toni aus dem „Landschulheim“ – einem Gestüt mit angeschlossener Hundepension – abholten, sahen wir die ersten Stände an den Straßen und mussten auch sofort anhalten:

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die  Erdbeersaison in Israel und dem Westjordanland hat begonnen – zeitgleich zur Adventszeit in Deutschland – uns sie sind richtig lecker, die Beeren.

 

Als ich mit Toni vor ein paar Tagen einen schönen Tag am Strand verbrachte, war Carsten zur selben Zeit bei seinem Kamerateam im Gazastreifen:

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Toni mit mir am Strand in der Nähe von Tel Aviv

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Zeitgleich:

Carsten im Grenz“tunnel“ auf dem Weg nach Gaza. Er hat dort übernachtet in einem Hotel und hat erzählt, dass abends gegen 19 Uhr der Strom in Gaza abgeschaltet wird – immer noch!

 

 

Hier ist ein kleines Video, das Carsten mit dem i-phone aufgenommen hat aus dem Auto heraus:

So sehen heute noch Straßenzüge in Gaza aus und wir alle können (wenn überhaupt) nur erahnen, wie die Menschen dort zur Zeit leben.

Zur Verdeutlichung der immer wieder aufflammenden Konflikte, habe ich euch eine Auflistung der berichtenswerten Ereignisse aus Carstens Jobperspektive einkopiert – das ist der November in Israel und der Westbank aus der Sicht eines Journalisten (die Zahlen stehen für den jeweiligen Tag im November):

1. Floods, right protests Temple Mount
2. Feiglin on Temple Mount
4. Demolishing of Arab houses in East Jerusalem
5. Clashes on Temple Mount as Jews tried to enter the compound. Temporary closure, strong amvid; car crashed in a murder attempt into pedestrians; another car attack/ accident near Hebron, injuring soldiers
6. Clashes in Shouafat
7. More clashes in Shouafat, after Friday prayer
8. Israeli police kills Arab in the North, clashes afterwards
9. More clashes in Shouafat and in the North
10. Stabbing attack in Tel Aviv, soldier died later, another stabbing attack in the West Bank
11. One Palestinian killed by Israeli forces during clashes near Hebron
12. Arson attack on synagogue in the North, heavy damages after another arson attack on a mosque near Ramallah
16. Heavy rainfalls around Jericho
17. Palestinian bus driver found hanged in his bus. Despite an Israeli-Palestinian autopsy that the man had committed suicide clashes started in East Jerusalem
18. Attack on Synagogue in Jerusalem, four worshippers and the two attackers died
19. Aftermath, security. Israelis starts demolishing houses of suspected attackers
23. Arson attack on Palestinian house in the West Bank
30. Arson attack on Israeli-Arab school in Jerusalem

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Und dann immer wieder die vielen wundervollen Momente, die wir hier haben.

 

 

Letzte Woche hatten wir Besuch von Martin K – eine wunderschöne Woche mit langen Spaziergängen und Ausflügen am Wochenende.

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Der Rosmarin blüht

 

 

 

 

 

genauso wie andere Bäume hier in den judäischen Bergen direkt bei Jerusalem.

 

 

 

 

Das Wetter ist wie bei uns in Deutschland im späten Frühjahr

 

 

 

und wir freuen uns immer noch sehr über unsere Entscheidung, jetzt hier zu sein.

 

Aber genauso freuen wir uns jetzt auf die Weihnachtstage in Deutschland und in diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine wunderbare Zeit. Kommt gut ins Neue Jahr.

Ich grüße Euch ganz herzlich, mit lieben Grüßen auch von Carsten,

Shalom, salemaleikum und tschö, Heike

Ein Gedanke zu „Hanukkah, Weihnachten und die (fast) alltäglichen Konflikte“

  1. Liebe Heike,

    wie schön, immer wieder von Euch und Euren Eindrücken zu hören! Ich beneide Euch u Eure Erlebnisse, auch wenn sie zuweilen sicher sehr fordern sind. Eindrucksvoll das kure Video von Carsten.
    Wenn Ihr nach Berlin kommt, werdet Ihr erstmals auch in vielen Teilen Berlins die aufgestellten Menorcas sehen, ich weiß noch nicht, woher die Initiative dazu kommt.

    Wir wünschen Euch eine gute „Heim“-Reise!

    Lieben Gruß von Thea und Holger

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